Gestern sind wir mehrere Stunden mit dem Bus von Hoi An in die Stadt Huế gefahren. Unterwegs gabs wieder interessante Einblicke in das vietnamesische Verkehrs- und Transportwesen.


Unterwegs haben wir den Wolkenpass passiert, der Name war Programm. Wettertechnisch waren wir in Hoi An gut verwöhnt, warm aber nicht heiß und regenfrei. Sonne wäre für die Fotos nicht schlecht gewesen, aber fürs Wohlbefinden war der bedeckte Himmel ideal. Mit dem Wolkenpass kam der Regen und die Kälte. Ich zog mir alles an Jacken an, was ich dabei hatte, die Kälte und Nässe kroch gefühlt in mich hinein. Die anstehende Tempel- und Pagodentour war daher etwas anstrengend.

Stopp am buddhistischen Kloster mit der Thiên-Mụ-Pagode, gelegen auf einer Anhöhe am nördlichen Ufer des Parfüm-Flusses. Das Kloster ist noch in Benutzung von 60 Mönchen inklusive Kindern und Jugendlichen. Wir durften einen kurzen Blick durch den Zaun in den Hof werfen, Foto haben wir uns nicht getraut.




Mit einer Drachenbootfahrt über den Parfümfluss beendeten wir den feuchtkalten Tag (unschönerweise mit Verkaufsveranstaltung an Bord, niemand wollte etwas von dem Trödel, schade für die junge Frau, die sich vergeblich bemüht hat).

Unser zweiter Tag in Huế begann wieder mit Sprühregen und durch die hohe Luftfeuchte gefühlten 10 Grad, heute waren wir besser gewappnet als gestern. Start an der kaiserlichen Zitadelle, also dem Wohn- und Regierungssitz aller vietnamesischen Kaiser. Ein riesiges Gelände, quadratisch mit den Abmaßen von 2,5 km Seitenlänge. Schönes Gelände mit Parks und Freiflächen, Pagoden, Tempeln und vielen Fotos … und leider zu vielen Leuten, Schulklassen, Menschenmengen, Gedränge, ….
Ich bin nach 10 Tagen Vietnam leider schon etwas müde vom Pagoden- und Tempel-Gucken. Es hat bei der zehnten Pagode den Reiz des Exotischen verloren, sieht dann immer sehr ähnlich aus mit viel Gold und viel Rot, nur mit der kleinen Unterscheidung, welchem Kaiser das Bauwerk zuzuordnen ist.
Dafür hat das heimliche Beobachten der Leute um so mehr Spaß gemacht. Manche Besucher kamen in tollen Gewandungen. Ich dachte ja, es wäre vielleicht eine traditionelle Kleidung einer Minderheit oder so. Unser Reiseführer hat dies mehrfach bei den toll Eingekleideten erfragt … und was soll ich sagen: keine traditionelle Gewandung, sondern man trägt vermeintlich kaiserliche Gewänder zum Besuch der Kaiserstadt.



Wenn ich das nächste Mal in ein Indianermuseum gehen, werde ich auch als Squaw mit Kriegsbemalung gehen (vielleicht komme ich als mutmaßliche Mitarbeiterin um den Eintrittsgebühr rundrum).
Vor dem Gelände des Kaiserpalastes beobachteten wir eine Frau, welche die Grünflächen pflegte, oder vielmehr bei Regen das abgeschnittene Gras mit einem Rechen wendete. Heu wird in Huế offensichtlich anders gemacht, als ich es so kenne.

Am Nachmittag besuchten wir den städtischen Markt, wo man so ziemlich alles kaufen könne außer Menschenfleisch, wie unser Spaßvogel-Gästeführer Chanh uns versicherte. Die üblichen Fleisch-, Obst/Gemüse- und Fschstände kannten wir geruchstechnisch bereits. Neu waren die Kaffee- und Teestände und vor allem die vielen Stände mit Utensilien für den Ahnenkult. Dieser nimmt hier in Vietnam eine wichtige Rolle ein. Man kann schon von einem Totenkult mit sich nach einigen Jahren wiederholenden Zeremonien (mit Exhumierung und erneutem Begräbnis der Knochen) sprechen. Den frisch Verstorbenen werden symbolisch alle Annehmlichkeiten des irdischen Lebens geschenkt, indem Papiergegenstände für sie verbrannt werden: Kleidung, Hüte, Kleiderschränke, Betten, Autos, Motorräder, Goldbarren, Geld (in allen Währungen als Blüten bündelweise an den Ständen erhältlich). Dieses Weihpapier soll der verstorbenen Person im Jenseits komfortable materielle Bedingungen bescheren. Dafür werden ihnen diese Opferpapier gewidmet, die einen bestimmten Wert symbolisieren, der den Verstorbenen durch Verbrennen im Jenseits zur Verfügung stehen soll.

… und hier noch was aus der Rubrik: skurrile Schnappschüsse.

