Kategorie: VietnamKambodscha

  • Von TukTuks und Tukanen oder Pennen in Phnom Penh.

    Am frühen Morgen, um 7 Uhr nahmen wir das Schnellboot von Chau Doc nach Phnom Penh. Die Fahrt von Vietnam rüber nach Phnom Penh, der Hauptstadt Kambodschas dauerte inklusive Grenzübertritt und kurzem diesbezüglichem Ausstieg etwa sechs Stunden.

    Speed-Boot

    Ich muss sagen, Kambodscha ist nochmal ganz anders als Vietnam. Die Menschen sind von etwas dunklerer Hautfarbe, eher in die malaysische oder indische Richtung gehend. Die Stadt ist sehr aufgeräumt und sauber. Ich würde behaupten wollen, dass es sauberer als in der deutschen Hauptstadt Berlin ist. In Kambodscha gibt es keine offizielle Müllabfuhr, man kann sich wohl kostenpflichtig eine Abholung bestellen, aber trotzdem sieht es auch im ländlichen Bereich nicht vermüllt aus. 

    Beim Grenzübertritt haben wir festgestellt, dass Kambodscha ein Königreich und keine Republik ist (Ich muss zu meiner Schande gestehen, ich war wirklich schlecht vorbereitet auf den Urlaub und war froh, dass sich andere aus unserer Reisegruppe um alles gekümmert haben. Diese wichtige Info des Königreiches ist mir direkt durch die Lappen gegangen). 

    Einreisevisum

    Nun gleich einige Informationen zum Königreich: Es gibt einen König, wohl der Letzte, der nach dem Pol Pot-Regime aus der Königsfamilie übrig blieb (sein Vater hatte mal 6 Frauen und 14 Kinder, wovon denen die meisten wohl durch Pol Pot umgebracht worden sind). Der heutige König mit Namen Sihamoni hat in Tschechien Ballett studiert, eher ungewöhnlich für einen Königsspross. Er hat keine Frau und keine Kinder und es ist wohl ein offenes Geheimnis, warum dies so ist. Er lebt mit seiner Mutti zusammen. Irgendwie erinnert sie mich optisch an Lisbeth (oder gar an Queen Mom) Euch auch? Heißt aber Monique.

    Alternate Text

    Die Menschen in Kambodscha gehören der Völkergruppe Khmer an, die Sprache heißt ebenso. Bezahlt wird in Riel oder US-Dollar (1 US $ sind 4.000 Riel). Die Schriftsprache ist abenteuerlich, selbst die Zahlen sind anders. Als zweite Amtssprache gilt englisch, also sind die meisten Beschriftungen im Stadtbild zusätzlich in englischer Sprache. Das erleichtert vieles. 

    Stoppen mit kreativem Ausdruckstanz

    Gleich am Abend erkundeten wir die Stadt auf eigene Faust und landeten in einem Irish Pub, war auch mal wieder schön, was europäisches zu spüren (Musik und Bier).

    Frühlingsrollen Pnnom Penh. Finde den Fehler!

    Der Rückweg zum Hotel war uns zu lang und wir buchten über GRAB das traditionelle Taxi in Kambodscha, ein TukTuk. Das ist so eine Art Mopedrikscha: witzig, wendig, luftig und preiswert. 

    Unser neuer Reiseführer in Kambodscha heißt Phally (unsere verwendete Eselsbrücke für die Aussprache: Palimm Palimm, ohne die ganzen M‘s) spricht sehr gut deutsch und ist auch lustig und fragt immer unsere Bedürfnisse ab und kümmert sich um unsere Wünsche (stellt euch vor, Wasser gibt zu jeder Zeit im Bus, soviel man will und auch noch gekühlt. Das hatten wir schon ganz anders erlebt). 

    Den nächsten Tag  begannen wir mit dem Besuch des Königspalasts. Seine Majestät geruhten jedoch gerade im Ausland zu weilen. An den königlichen Privatgemächern war keine Flagge gehisst, das war die Info: Niemand zu Hause.

    Das Gelände des Königs ist prunkvoll mit vielen Pagoden und Stupas im typischen Khmer-Baustiel gehalten. Gerade die Pagoden unterscheiden sich in der Dachgestaltung sehr deutlich von Vietnam.

    Stupas sind an ihrer grauen Farbe zu erkennen

    Stupas sind kleine Pagoden, die Buddha und seine Lehre symbolisieren, darin werden aber ausschließlich die Urnen der Ahnen aufbewahrt und man trifft sich als Familie ein- bis zweimal im Jahr, um der Ahnen zu gedenken. Man bestellt sich einen Mönch dazu, bewirtet und bezahlt ihn, bekommt dafür den Segen für die Ahnen und die lebendige Familie. Es gibt im Land ca. 50.000 Mönche in Klöstern. Im Stadtbild sind uns die Mönche in ihren typischen orangen Gewandungen regelmäßig über den Weg und an der Linse vorbei gelaufen.

    In Kambodscha sind 90 % der Einwohner buddhistisch. Bis zum 14. Jahrhundert war das Land noch überwiegend hinduistisch. Aber zurück zum Königspalast: Das ganze Tempelgelände ist sehr hübsch angelegt, sieht alles sehr neu aus, ist aber von 1866. Ständig wird dran gewerkelt.

    Interessanterweise gibt es ein Tor im Gelände, nämlich ein blaues, welches ausschließlich dafür genutzt wird, wenn ein König mit den Füßen zuerst in der Kiste liegend gefahren werden muss. Muss ein eigenartiger Anblick für Majestics sein, jeden Morgen sein letztes Türchen zu sehen.

    Tradition und Moderne

    Kleine Randnotiz: einer guten alten Tradition folgend habe ich wieder mal ein Taschenmesser eingebüßt. Man durfte keine Waffen mit ins Palastgelände nehmen. Da ich für den spontanen Obstschnitt und andere Unvorhersehbarkeiten im Handtäschchen gerne ein Minitaschenmesser mitführe, versuchte ich dies am Eingang in einem der großen Blumentöpfe heimlich zu „hinterlegen“, um es später wieder abzuholen. Nach einer Stunde Palastbesuch war mein Messer leider weg. Da hat mich wohl dann jemand beobachtet. Dann gibt’s die leckeren Mangos ab jetzt ungeschnitten, im Ganzen. Oder wir kaufen die getrockneten Mangoscheiben, die sind extrem lecker, sag ich Euch, da willste nie wieder welche aus dem heimischen deutschen Drogeriemarkt anrühren.

    Danach haben wir das Nationalmuseum mit über 5.000 Figuren rund um den Buddhismus aber auch den Hinduismus besucht. Jetzt kennen wir uns aus, im Buddhismus gibt es den Gott Shiva, Brahma, Ganesha und Vishnu. Die näheren Details zu diesen Gottheiten sind leider meinem Informationsoverflow in punkto Kultur in Ostasien zum Opfer gefallen. Bei Interesse mag es der geneigte Leser bitte selbst googeln.

    Alsbald erklommen wir die Stufen eines kleinen Hügels hinauf, um den Tempel Wat Phnom zu sehen, der als Geburtsort von Phnom Penh gilt.

    Treppe mit Personal

    Phally berichtete uns neben den ganzen historischen Ereignissen, dass er hier schon einmal einen Tukan gesehen hätte. Kennen wir nur aus dem Zoo oder dem Vogelpark Walsrode. Und tatsächlich, kurz bevor wir wieder in unseren Bus einsteigen wollten, kamen mehrere dieser Kollegen angeflogen und verschwanden wieder im dichten Grünzeug der Bäume. Mein persönlicher Fotograf war glücklicherweise schnell genug und hat einen Tukan im Flug erwischt.

    Phnom Penh hat ca. 2,5 Millionen Einwohner, das gesamte Land ca. 17 Millionen. Momentan geht’s dem Land so gut wie nie. Die Menschen sind wohl sehr genügsam und zufrieden. Das Land war 20 Jahre lang sehr gebeutelt durch Pol Pot und seine Anhänger den Roten Khmer, das äußerte sich durch Bürgerkriege, Verschleppungen, Erpressungen oder die direkten Bombardierungen durch die Amerikaner während des Vietnamkriegs. 1975 wurden die Roten Khmer in einer 14-tägigen Blitzaktion durch die vietnamesische Armee besiegt mit sich anschließender Besetzung des Landes durch Vietnam. Erst 1993 gabs dann mithilfe der Vereinigten Nationen ein Friedensabkommen und das Land wurde wieder unabhängig. Der König, welcher 23 Jahre im Exil in Paris verbracht hatte, wurde erneut gekrönt. Es scheint aufwärts zu gehen mit Kambodscha, überall wird gebaut. Es gibt keinen Hunger im Land. Einige unserer Mitreisenden hatten sich zuvor über Kambodscha informiert und erwarteten nun eines der ärmeren Länder der Welt. Unsere  Vor-Ort-Erfahrungen und auch die Aussagen unseres Reiseleiters haben dies nicht bestätigt. Eher ein jungen aufstrebendes Königreich, was sehr darauf bedacht ist, Neutralität zu wahren, was die politischen Beziehungen mit den umliegenden Staaten anbelangt.

    Am Nachmittag stand noch der Zentralmarkt auf dem Programm mit seinen gefühlt tausenden kleinen Ständen. Die geruchstechnischen Herausforderungen kannten wir schon aus Hoi An, aber hier bei noch höheren Temperaturen von ca. 35 Grad war es nochmal beißender in der Nase. Auch gabs hier andere Spezialitäten in der Fisch-Fleisch-Abteilung, zum Beispiel Frösche gehäutet im Ganzen oder gegrillte Hühnerfüsse. 

    Quak

    Den Abend ließen wir bei einem leckeren Khmer-Essen an der Uferpromenade ausklingen. Die Khmer-Küche ist sehr lecker, überhaupt nicht mit der vietnamesischen vergleichbar. Eher etwas von Thailand inspiriert. Vorstellbar wie ein Essen beim chinesischen Restaurant in Deutschland, aber in noch leckerer, mit viel Kokosmilch und frischen Zutaten. Khmer-Küche – ein echter und ernst gemeinter Tipp fürs heimische Kochexperiment.

    Zurück zum Abendessen mit Einheimischenkontakt. Dabei wurden wir vom Nachbartisch, einer Horde junger Einheimischer intensiv beobachtet. Sie ließen es krachen mit viel Essen und viel Alkohol. Irgendwann kam die Kellnerin und brachte uns eine Kanne Bier an den Tisch mit einem Gruß vom Nachbartisch. Da hatte sich einer der Kambodschaner ein Herz gefasst und doch den Kontakt gesucht. Er war schon ziemlich angetütert, an seinem Tisch war vor einigen Minuten bereits Rotwein getrunken und durch Umkippen verschwendet worden. Er betonte, wie sehr er deutsche Auto liebte und erst die deutschen Autobahnen. Zumindest war er über die politische Lage in Deutschland recht gut informiert. Er fand Olaf Scholz gut. Aha, man muss ins tiefste Asien vordringen, um jemanden zu treffen, der Olaf Scholz gut findet. Alsdann bezeichnete er uns als seine Brüder und Schwestern und wolle uns bald besuchen. Tja, lieber mitreisender Ehegatte, den hast du dir nun bei insta eingelatscht.

    Und hier wieder die heutigen best-of aus der Rubrik „Verkehr und Transport“. Heute mit der Schätzfrage: wieviele Leute passen auf ein Moped?

    Die richtige Antwort lautet 5.
    Moped in stylish
    TukTuk mit Tesla Cybertruck, ein häßliches Teil, wie aus dem Museum für science fiction-Requisiten ausgebrochen.