Kategorie: VietnamKambodscha

  • Wasserzuteilung und Harmonisierungspause

    Auf geführten Reisen erfährt man etwas über Land und Leute, ohne es sich selbst erarbeiten zu müssen. Ob die Informationen aber immer dem entsprechen, was man gern über Land und Leute erfahren hätte, steht auf einem anderen Blatt. Dafür weiß ich jetzt, wie die Korruption in der vietnamesischen Polizei angeblich funktioniert und bei welchen Firmen Reiseleiters Sohn viel Geld verdient hat. Ah, rechts ein Tempel, wie der wohl heißen mag und welcher lokalen Glaubensrichtung er zuzuordnen ist …. Aber ich habe stattdessen ja andere „tolle“ Informationen erhalten.

    Gerade kam die Information durch, dass es die erste Wasserflasche des Tages in ca. 1 Stunde gibt. Das hängt mit der Optimierung der Busstopps zusammen. Die Pullerpausen werden streng geplant und sind durchgetaktet und leider nicht so recht am Bedarf der Reisenden ausgerichtet. Daher wird der Biorhythmus der Reisenden gleich mit getaktet, indem die Wasserzuteilung im zeitlicher Taktung zu den Pausen erfolgt, also immer genau eine Stunde vor der Pause. Ach ja das Wort Toilette ist verpöhnt, wir sollen doch bitte von Harmonisierungspause sprechen, selbst untereinander. Sobald unser lieber Reiseführer selbst im Vorbeigehen das verpöhnte Wort hört, gibt’s eine dezente Zurechtweisung. Ich liebe geführte Reisen, man ist so schön „individuell“ unterwegs. Mir war allerdings nicht klar, was das im Detail bedeuten kann.

    Mir fällt dabei immer die Harmoniehütte aus dem Film Addams‘ Family ein, in welcher die Addams‘ Kinder strafweise solange Disney-Filme anschauen mussten, bis sie in die gewünschte Norm der Kindergruppe passten. Ein Schelm, der hierbei Parallelen zur Harmonisierungspause erkennt. 

    Heute Morgen haben wir uns beim Frühstück schon gemeinschaftlich auf die nächsten Tage ohne vorgebuchtes Abendessen gefreut, um endlich selbst die Orte erkunden zu können und auch um nach eigenem Appetit entscheiden zu können.

    Gerade fahren wir über den Roten Fluss , dann wieder an Reisfeldern und Plantagen vorbei. Litschies werden nur hier im Norden Vietnams angebaut. Pampelmusen scheinen überall gut zu wachsen und werden an jeder an jeder Straßenecke angeboten. Die sehen etwas anders aus, als dass was man so aus dem europäischen Supermarkt kennt. Leider haben wir es noch nicht geschafft, uns mal selbst irgendwo etwas Obst zu besorgen um zu kosten.. wie gesagt, wo angehalten und harmonisiert wird, bestimmt der Reiseleiter. 
    Der Tag sah heute den Besuch des wichtigsten vietnamesischen buddhistischen Tempels, des Dinh-Tempels vor. Leider stand dies auf dem Reiseplan vieler Touristen. Merkte man schon daran, dass es keine Straßenüberquerung sondern einen Fußgängertunnel gab.

    Park um den Dinh-Tempel

    An den Tempelbesuch schloss sich noch ein Ruderausflug durch das wohl malerisch Wasserstraße Tran An-Gebiet an.

    Gestern haben wir eine kleine Fahrradtour gemacht mit hoteleigenen bremsarmen Möhren von Fahrrädern und natürlich ohne Helm. Unser lieber Reiseleiter hat sich da wohl vor 9 Jahren mal eine Tour überlegt, die er seit dem empfiehlt. Natürlich hat sich inzwischen die Gegend und die Bebauung stark verändert. Wir fuhren also in der dicksten Abend-Rushhour (oder Raatsch-Our, wie unser Reiseleiter zu sagen pflegt) mit den Rädern durch den Ort Ninh Binh. Eine gute Gelegenheit, allen Mitlesenden die vietnamesischen Verkehrsverhältnisse heute mal zu erörtern. Man stelle sich zwei Fahrspuren vor, auf welchen sich Lkw, Pkw, und viele Mopeds kreuz und quer ihre eigene Fahrtrichtung und Lücke suchen. Jeder fährt einfach los, die anderen werden schon auf mich achten. Hupen bedeutet, Achtung: ich werde dich jetzt überholen, gib acht (oder einfach: mach Platz!). Also mehr oder weniger ein Dauergehupe mit extrem wenig Abständen zwischen den Verkehrsteilnehmern. Aber: Man muss sagen, an uns sind alle mit gebührendem Abstand vorbeigefahren. Wahrscheinlich ist den Vietnamesen klar, dass wir als Europäer mit derartigen Verkehrsregeln überfordert sind und nehmen Rücksicht. Unser Busfahrer hält sich auch an die verkehrstechnischen landesspezifischen Regeln, ist aber sehr vorausschauend und ruhig unterwegs.

    Um nun den etwas sinnfreien Fahrradausflug noch abzuschließen: angekündigt war, dass wir durch drei malerische Dörfer zu einem Naturschutzgebiet fahren. Stimmt insoweit, als dass wir zunächst die Raatsch-Our von Ninh Binh mitgenommen haben, um dann lange Straßen mit Vororthotels zu passieren und dann vor dem Eingang zum kostenpflichtigen Naturschutzgebiet unser Tour-Ziel zu finden. Es war nicht eingeplant, das Naturschutzgebiet auch zu besuchen. Zu unserer Entschädigung haben wir auf dem Rückweg tatsächlich noch einen Eisvogel direkt neben der Straße vor Jörgs Linse bekommen. Hatte Matti mit seinen bebrillten Adleraugen bereits auf dem Hinweg entdeckt und tatsächlich saß der Kollege auf dem Rückweg noch immer an selber Stelle. Für diesen Fotostopp haben wir unerlaubterweise einfach die Gruppe verlassen und sind rückzug auch einfach auf dem sehr breiten Fußweg statt der Straße gefahren. Ein Glück, dass das der Reiseleiter nicht bemerkt hat.

    Der Kingfisher sieht bei uns etwas anders aus und heißt Eisvogel