Drei Tage zur freien Verfügung in Hoi An, ein Stück wiedergewonnene Freiheit ohne Hormonisierungspause und Pagodenbesuch nach festem Zeitplan. Wir sind freiwillig früh um 4.45 Uhr aufgestanden, um an einer kleinen geführten Tour zum Mỹ Sơn-Tempel teilzunehmen. Eine Stunde Fahrt mit dem Kleinbus und einem internationalen Grüppchen von 8 Leuten aus Frankreich, Kanada und Sachsen. Das frühe Aufstehen hat sich gelohnt. Wir waren die earlie birds vor den Besucherströmen und hatten die Tempel fast für uns alleine.


Verehrt wird der Hindu-Gott Shiva.

Die hinduistischen Mỹ Sơn – Tempelstadt sind Ruinen und Spuren der heutigen Minderheit der Cham, des einstigen Champas Reichs. früher war hier das spirituelle Zentrum des Königreichs. Teilweise überwucherte Tempel, Türme, Gräber, Skulpturen und Bauten aus roten Ziegeln prägen die alte Tempelstadt. Im Vietnamkrieg hatten die Vietcong auf dem Areal eine Kommandozentrale eingerichtet und die Amerikaner bombardierten aus der Luft. Das Gebiet ist zwecks Verhinderung von Landangriffen noch immer teilweise mit Landminen verseucht.


Die international unterstützten Wiederaufbauarbeiten gestalten sich wohl außerordentlich schwierig, da die fugenlose Bauweise der Cham bisher nicht nachvollziehbar und reproduzierbar ist und der Einsatz von Mörtel zu unschönem Moosbewuchs führt. Auch die verwendete Technik zur Gestaltung der Reliefs und Skulpturen konnte noch nicht geklärt werden.
Seit unserer Ankunft in Vietnam ist uns aufgefallen, dass es kaum Vogelgezwitscher gibt, auch Insekten (bis auf ein paar ausgehungerte Mücken 🦟 ) sollten bei diesen tropischen Temperaturen eigentlich viel mehr da sein. Eine Wahrnehmung, auf die wir bisher noch keine Antwort haben, man sich aber bereits eine denken kann. Anyhow – hier in der Tempelstadt gabs ein Dauergezwitscher. Ich war mit meiner Vogelstimmen-App fast von den Erklärungen zu Shiva abgelenkt und teilte diese Begeisterung mit der Kanadierin Michelle, welche ebenfalls ihr Handy in die Luft hielt und nun Jörg auf Instagram folgt, um auch Fotos zu den Stimmen zu bekommen.

Weitere Piepse, die wir zwar akustisch einwandfreien bestimmt, aber nicht vor die Linse bekommen haben sind der Rotohrbülbül, Dajalschama oder Weißkehlfächerschwanz.


Heute morgen haben wir Hoi An verlassen. Es waren ein paar sehr schöne Tage. Ein absolutes Muss für jeden Vietnam-Urlauber. Es war bezaubernd, bei einem Egg-Kaffee (oder zwei) an der Straßenecke in der Altstadt einfach nur dem Getümmel zuzuschauen oder stiller Beobachter auf dem Markt zu spielen.







… und natürlich war Shopping in den vielen kleinen Geschäften oder auf dem Markt eine wahre Freude. Ich habe bereits diverse Kleidungsstücke und Accessoires erstanden, freu freu (und es ist noch Platz im Koffer).
Uns ist aufgefallen, dass hier niemand am Straßenrand herumlungert. Jeder macht irgendwas, die Vietnamesen scheinen ein fleißiges Völkchen zu sein. Es geht wohl sehr stark darum, viel zu arbeiten, um Ansehen zu erreichen und um seinen Kindern eine gute Ausbildung zu ermöglichen. Gefühlt jedes zweite Wohnhaus hat einen Laden mit Verkauf oder Dienstleistung in seinem Erdgeschoss. Wenn man Überland fährt, hat fast jedes dritte Haus eine kleine Garküche mit einigen Stühlen zum Sitzen für Gäste. Das sind so eine Art Kindergartenstühle, meist in rot. Scheinbar sind diese Stühle das Erkennungszeichen: Nur für Einheimische. Jedenfalls habe ich da noch nie Touristen sitzen sehen. Oder die passen einfach von ihren Körpermaßen her nicht in diese Stühle rein. Vielleicht soll das so …?
Weil wir gerade dabei sind, wir haben eine eigenartige Esskultur der vietnamesischen Männer beobachtet. Schon in Hanoi war uns aufgefallen, dass in einigen der Restaurants (nicht in denjenigen, die als Zielgruppe ausschließlich Touristen haben)unter dem Tisch ein Bottich oder am Tisch ein Eimer stand. In Hoi An konnten wir live in den Freiluftkneipen beobachten, wofür die Gefäße gedacht waren.

Bevorzugt reine Männergruppen am Tisch haben die Angewohnheit, alles, was scheinbar auf dem Tisch zu viel war und nicht mehr benötigt wurde, unter den Tisch zu werfen, also alle ausgetrunkenen Bierdosen, nicht verzehrtes Essen, leere Porzellanschüsseln usw.
Es schien keine Rolle zu spielen, ob man barfuß am Tisch saß …. Sehr gewöhnungsbedürftig. An Familientischen und Damentischen war die Müllflut untertage nicht so viel. Am späten Abend auf dem Rückweg ins Hotel habe ich dann ein altes Mütterlein beobachtet, wie sie den Kram sortiert und aufgeräumt hat.
Alkohol scheint zunächst optisch im tagtäglichen Leben keine große Rolle zu spielen. Jedenfalls sieht man niemanden mit einer Bierdose in der Hand in der Öffentlichkeit, so wie es bei uns der Fall ist. Aber unser Reiseführer berichtete uns, dass am Abend in Gesellschaft in den Gaststätten schon viel Bier getrunken wird, ca. 10 Dosen pro Nase.