Der gestrige Titel der Geschichte wird erst heute aufgelöst. Der „Herabgestiegene Drache“ bedeutet Ha Long auf vietnamesisch. Die Bucht mit ihren etwa 2000 Inseln auf einer Fläche von 1500 km² ist eine der schönsten Naturlandschaften der Welt. Die zauberhafte Bucht ist ein Ergebnis geologischer Prozesse in der letzten Eiszeit.

Der Ausflug in die Halong-Bucht war ein tolles Erlebnis, die Felsen und die vielen kleinen Buchten inmitten des grünen Wassers. Der Ingwertee scheint doch nur obligatorisch gewesen zu sein. Das Schiff hat fast gar keinen Wellengang. Man konnte in der Kabine auch gut schlafen, jedenfalls bis 6 Uhr, da wurde gefühlt direkt neben unserem Bullauge der Schiffsmotor angeschmissen. Aber um 6.15 Uhr gab’s ja sowieso Thai-Chi auf dem Oberdeck. Sah bestimmt witzig aus, was wir Teilnehmenden der Kursleiterin so nachgemacht haben. Auf alle Fälle tat so eine Art Morgengymnastik gut, auch wenn Bewegungen dabei waren, die mein Körper abgelehnt hat.
Gleich danach ging’s mit dem Beiboot zur Surprise-Höhle, bestehend aus drei Kammern mit vielen Stalagmiten und Stalaktite (ich muss hier gleich mal einen Einschub machen. Hat irgendjemand von euch gewusst, dass die Dinger, die von oben kommen mit k geschrieben werden und die nach oben wachsenden mit g? Also ich nicht. Hab die Rechtschreibprüfung verflucht, bis ich’s gemerkt habe). Wir waren gleich früh die ersten Besucher und blieben vom Massenhöhlentourismus verschont (es waren schon viele Schiffe wie das Unsrige in der Bucht unterwegs). Es galt einige Höhenmeter hinauf zur Höhle zu bewältigen und in den Höhlen viele Stufen zu nehmen. Die merkte ich alsbald in den Waden. Aber schadet ja nicht bei dem vielen Rumgesitze im Bus der letzten Tage und den vielen leckeren Mahlzeiten.

Was ich mir gerne gegönnt, aber aufgrund der vielen Aktivitäten im Schiff nicht geschafft habe, war eine Massage.

Inzwischen ist leider ein Harmonisierungsproblem in unserer Reisegruppe angekommen. Wir dachten zunächst an einzelne Unverträglichkeiten beim Essen. Aber nun, bei der dritten Person sieht es doch eher nach einem prinzipiellen Thema der Verdauung aus. Wir sind bisher verschont. Könnte an den Eiswürfeln liegen, wer weiß. Aber wir werden heute, zurück in Hanoi, unseren Reiseplan umstellen, um die Kranken im Hotel abladen zu können, Ho Chi Minh muss warten.
Der Tag hielt noch den Besuch des Literaturtempels und des HoChiMinh-Komplexes für uns bereit. Aber eigentlich wollten wir den nicht auf dem Programm stehenden Train-Market besuchen. Der Zug fährt mitten durch die Stadt. Rechts und links der Schienen haben sich Marktstände und Cafés direkt bis an die Schienen angesiedelt. Die Verkaufsstände und Cafétische werden nur kurz vor Zugeinfahrt zur Seite geräumt. Das hat sich inzwischen zum Spektakel und Touristenmagneten entwickelt. Unseren Reiseführer Châu mussten wir zwar etwas überreden, aber er hat uns in ein nettes Café direkt an der Schiene mit prima Eier-Kaffee geführt. Eier-Kaffee (Egg Coffee) ist eine vietnamesische Spezialität des leicht nach Kakao schmeckenden, in Vietnam geernteten Arabica-Kaffees mit aufgeschlagenem Eigelb. Klingt erstmal komisch, schmeckt extrem lecker, nehmen wir in unsere weitere to-do-Liste für die nächsten zwei Wochen auf. Das Spektakel an der Bahnschiene nahm seinen Lauf, als die Café-Chefin irgendwann zu uns kam und die Tisch zusammenklappte und mit uns rumalberte, ob wir unser Testament gemacht hätten, wenn wir an den Gleisen sitzenblieben. Mir war der Rummel nicht so recht geheuer und ich hatte mir einen schnellen Abgang gesichert.




Und was soll ich sagen, das war gut so. Dass der Zug so breit war und vor allem so schnell einfach durchfuhr, hatten wir alle nicht erwartet. Adrenalin pur. Einen Film dazu gibt’s im Anschluss(Danke Jens). Es gab wohl weltweit einige solcher Märkte, aber die meisten davon wurden wegen zuvieler Unfälle geschlossen. In Indien, Bangkok und Hanoi gibt es sie noch. Und weil es so schön war, haben wir das Spektakel am Abend, direkt neben unserem Hotel mit Hanoi-Bier und dem Zug nach China wiederholt. Der Wirt legte unsere Bierflaschenkronkorken auf die Schiene, die nach der Zugdurchfahrt alsbald total geplätteten Teile haben wir nun als Souvenir im Gepäck.

Noch ein kleiner Beitrag aus der Rubrik „Klugschei…-Wissen“: in Tempeln werden Menschen verehrt, die tatsächlich gelebt haben und nur in Pagoden werden Gottheiten verehrt. … und ich hab mich noch gewundert, wieso es einen Ho Chi Minh-Tempel gibt, jetzt weiß ich es. Der Literaturtempel war die erste Universität und auch Schule für Kinder in Hanoi gewesen, man hat sich wohl in früheren Zeiten eher der Kunst und Literatur gewidmet, Naturwissenschaften gab’s wohl erst später. Auf alle Fälle war laut der Lehre von Konfuzius der Eingang zu diesem Tempel den Frauen zunächst verwehrt. Dies hatten die alten Vietnamesen durch hohe Eingangsstufen versucht zu regeln, welche die Frauen aufgrund ihrer Röcke nicht passieren konnten. Daraufhin haben die Frauen ihren Kleidungsstil angepasst und tragen seitdem die auch heute noch vorbereitete Kombi aus Hosen mit seitlich geschlitzten Kleid darüber und haben sich Zugang zu den Tempeln verschafft.
Den HoChiMinh-Komplex haben wir dann doch noch in den Plan hineingequetscht bekommen. Der Komplex bestand aus dem Roten Platz (keine zufällige Ähnlichkeit mit Moskau), Mausoleum und weiteren Gebäuden. Ho Chi Minh muss wohl recht viel Gutes bewirkt haben und wird noch immer stark verehrt, auch wenn der Kommunismus in Vietnam nur noch auf dem Papier eine Rolle zu spielen scheint. In den letzten Jahren waren mehr korrupte Präsidenten an der Macht, die das Volk einfach abgewählt hat. Momentan gibt’s gerade keinen Präsidenten. Das Mausoleum durften wir nicht besuchen, dies hätten wir staatlich anmelden und riesige Blumenscheiben spenden müssen, außerdem ist es für Touristen nicht vorgesehen, Ho zu besuchen. Tsis, Frechheit.



Schreibe einen Kommentar